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Milbenresistente russische Honigbienen

Milbenresistente Honigbienen

Stell dir vor, ein Parasiten von der Größe eines Apfels würde auf deinem Rücken zwischen deinen Schulterblättern kleben. So sehr du versuchst ihn loszuwerden, es ist dir unmöglich ihn mit deinen Armen zu erreichen.

Langsam aber sicher saugt dieser Parasit dein Blut aus. Der Peiniger vermehrt sich schnell und seine Artgenossen nisten sich in deiner Wohnung ein. Zusammen beginnen Sie deine Familie anzugreifen. Mitlerweile bist du selbst derart geschwächt, dass du ihnen nicht mehr helfen kannst.

Diese Szene beschreibt das Horrorszenario, welches die Varroamilbe heute unseren Honigbienenvölkern zufügt. Der zerstörerische Parasit gilt auch als eine Hauptursache für das Sterben der Honigbienenvölker. Ein Ansatz, um mit diesem Problem fertigzuwerden besteht in der Zucht besonders milbenresistenter Honigbienen, die ihren Kolleginnen bei der Eindämmung des Milbenproblems helfen sollen.

Parasitenbefall bei Bienenvölkern

Varroamilbenbefall bedroht unsere Honigbienenvölker. Die Milben ernähren sich von der Hämolymphe der Bienen (einer blutähnlichen Körperflüssigkeit). So werden die Arbeiterinnen geschwächt. Die Bisse der Milben hinterlassen offene Wunden. So dass schwerwiegende Krankheiten leichter ausbreiten und übertragen können. Weibliche Varroamilben legen Eier auf in der Entwicklung befindliche Bienenlarven. Junge Milben fressen diese Bienenlarven, bevor diese überhaupt die Möglichkeit haben aus ihren Brutzellen herauszukommen. Bienen, die als Larven von Parasiten heimgesucht wurden können Missbildungen davontragen, die eine stark verkürzte Lebenserwartung nach sich ziehen.

Russische und europäische Honigbienen

Eine aktuelle Studie untersuchte, ob Honigbienen, die speziell als „milbenresistent“ gezüchtet wurden einen Lösungsansatz für den Varroa-Befall sein könnten. Diese Studie wurde im März 2019 im englischsprachigen Journal of Economic Entomology veröffentlicht.

Wissenschaftler des Carl Hayden Bee Research Center – USDA analysierten spezielle Varroa-Milbenpopulationen in russischen Bienenstöcken und in Beständen der europäischen Honigbiene (Apis mellifera). Verglichen wurden Bienenvölker, die hinsichtlich einer möglichen Varroa-Resistenz gezüchtet wurden mit Honigbienen, die nicht milbenresistent waren. Frühere Studien zeigten bereits, dass russische Bienen weniger von Varroa befallen sind als die üblichen europäischen Honigbienenrassen. In der neuen Studie wurde die allgemeine Milbenpopulationen in den Bienenstöcken gemessen, sowie die Anzahl der befallenen Arbeiterinnen, welche die Bienenstöcke betraten und wieder verließen. Diese Variable erwies sich letztendlich als entscheidend für die Größe der Milbenpopulation im Bienenstock.

Varroa Bekämpfung bei Honigbienen

Europäische Honigbienen sind nur eingeschränkt in der Lage sich selbst gegen die heimtückischen Varroamilben zu verteidigen. Nicht selten werden durch den Befall ganze Bienenvölker vernichtet. Imker bekämpfen Varroa also normalerweise, indem sie Bienenstöcke mit Ameisensäure oder milbenspezifischen Pestiziden behandeln. Das funktioniert mehr oder weniger gut. Doch Varroamilben entwickeln manchmal Resistenzen gegen einige Chemikalien. Durch chemische Behandlungen können auch Honig und Wachs kontaminiert werden, so dass diese nicht mehr als Nahrungs- und Baumaterial in Betracht gezogen werden dürfen.

Varroa-Resistente russische Honigbienen

Einige Imker und Bienenzüchter beschäftigen sich mit der Züchtung eigener milbenresistenter Honigbienenbestände um der Varroamilbe beizukommen.

Die milbenresistente „russische Honigbiene“ ist ein Stamm der Apis mellifera aus der Region Primorsky Krai in Russland, wo diese Bienen bereits seit etwa dem Jahr 1900 Varroamilbenbefall ausgesetzt waren. Es konnte beobachtet werden, dass einige Bienenvölker in dieser Region im Laufe der Jahre eine gewisse genetische Resistenz gegen Varroa entwickelt hatten. Der USDA Agricultural Research Service untersuchte daraufhin diese Stämme und begann ab dem Jahre 1997 damit Ableger dieser milbenresistenten russischen Bienenvölker in die USA zu importieren.

Praktische Bienenverteidigung gegen Parasitenbefall

Russische Honigbienen sind nach Auskunft der Wissenschaftler in der Lage sich selbst gegen Varroa-Befall zu wehren, weil sie bestimmte Verhaltensmuster weitervererbt zu haben scheinen. So führen offenbar bestimmte hygienische Methoden zu einer verstärkten Pflege und Entfernung von mit Parasiten befallenen Larven. Diese Verhaltensweisen der Honigbienen erschwert es der Varroa, sich im Bienenstock einzunisten und sich dort weiterzuvermehren. Das Verhalten der Bienen führt mittelfristig sogar zu einer Verringerung der Milbenpopulationen.

Neubefall durch Varroamilben

Die jüngsten Forschungsergebnisse zeigen nun jedoch, dass die gesamte Milbenpopulation der Bienenkolonie nicht allein von der Milbenausbreitung in der Kolonie selbst abhängt. Viel mehr als bisher angenommen hängt dieser Ausbreitungsfaktor auch davon ab, ob fortlaufend neue Milben von außerhalb in den Bienenstock eingeschleppt werden.

Der Befall neuer Arbeiterinnen kann auf zwei unterschiedliche Arten stattfinden. Wenn ein Bienenvolk bereits zu stark von Varroa befallen ist, beginnt es zusammenzubrechen. Arbeiterinnen des aussterbenden Bienenvolks suchen manchmal benachbarte Bienenstöcke auf und bringen ihre Milben dorthin mit. Eine weitere Möglichkeit zum Milbenbefall besteht darin, dass futtersuchende Bienen einer gesunden Kolonie in einen von Milben befallenen Bienenstock eindringen, um dort den Honig zu stehlen. Zusammen mit ihrer Beute können so die Milben in den Bienenstock des Stammvolks eindringen.

Ergebnis der Studie

Die Milbenanzahl, die zusammen neu in eine Kolonie gelangt scheint letztendlich ausschlaggebend zu sein. Das Hygieneverhalten welches den Varroabefall in russischen Honigbienenstöcken unterdrückt ist möglicherweise nicht gegen alle neu eingetragenen Varroamilben wirksam. Die Wissenschaftler stellten in ihrer Untersuchung fest, dass an einem Untersuchungsstandort, an dem gleichzeitg russische und europäische Honigbienenvölkern angesiedelt wurden tatsächliöch bei beiden Arten ein ähnlich starker Milbenbefall beobachtet wurde. An einem anderen Untersuchungsort, nur mit russischen Bienenstöcken wurden hingegen deutlich weniger Milben als in den europäischen Bienenstöcken gemessen. Vorläufig können russische Honigbienen der Varroamilbe möglicherweise nur in einem Umfeld widerstehen, in dem Milben andauernd gut bekämpft werden. Es muß gewährleistet werden, dass keine größeren Mengen neuer Milben in die Bienenstöcke eingetragen werden.

Die Studienergebnisse lassen darauf schließen, dass das milbenreinigende Verhalten der russischen Honigbiene die Varroa-Milbenpopulationen im Gegensatz zu den europäischen Kolonien besser unterdrücken kann. Dies gilt aber nur dann, wenn wenige Arbeiterinnen neue Milben zwischen den Bienenstöcken hin und hertragen. Zu einem Zeitpunkt an dem sich bereits eine größere Milbenpopulation im Bienenstock gebildet hat, sind russische Honigbienen möglicherweise ähnlich wehrlos dem Verfall ausgesetzt wie ihre europäischen Verwandten. Neben den russischen Honigbienen könnten Zuchtbestände zur Bekämpfung des Varroabefalls beitragen, die aggressiveres Verhalten zeigen und keine Arbeiterinnen aus anderen Völkern in ihren Bienenstöcken dulden.

Quelle:

Journal of economic entomology

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