Nutzhanf als Pollenquelle für gestresste Bienen
Viele verschiedene Bienenarten und Hummeln sammeln im Spätsommer THC-armes Cannabis für die Aufzucht ihrer Brut. In der Spätsaison bietet gerade Nutzhanf eine vielversprechende Pollenquelle für Bestäuber an.
Industriell angebauter Hanf produziert eine große Menge an Blütenpollen. Obwohl sich Cannabis tatsächlich durch die Windbestäubung vermehrt, konnte inzwischen beobachtet werden, dass Bienen auch männliche Hanfblüten aufsuchen, um dort Blütenpollen für die Ernährung ihres Nachwuchs zu suchen.
Anbau von Hanf durch den Menschen
Seit Urzeiten haben die Menschen in unterschiedlichen Erdteilen Hanf für wirtschaftliche und medizinische Zwecke angebaut. In den meisten Ländern wurde der Anbau von Cannabisformen aufgrund der psychoaktiven THC-Wirkung mit Antidrogengesetzgebungen grundsätzlich für illegal erklärt.
Modernere Landwirtschaftsgesetze (zum Beispiel das US-amerikanische von 2014) treffen eine Unterscheidung zwischen Cannabissorten mit weniger als 0,3 Prozent THC nach Trockengewicht und solchen mit hohem THC-Gehalt, die für ihre psychoaktive Wirkung, sowie für medizinische Zwecke von Interesse sein können.
Hanffelder als Pollenquelle
In Vancouver beispielsweise stellen Nutzhanffelder in der Spätsaison inzwischen eine wichtige Nahrungsquelle für einheimische Bienen dar. Auch mehrere US-Bundesstaaten haben Pilotprogramme für den legalen Cannabisanbau etabliert. Industriell genutzte Hanffelder sind daher auch in einigen amerikanischen Gegenden ein bekannter Anblick.
Die Cannabis-Pflanze ist auf Windbestäubung angewiesen, um ihren Pollen weiterzuverbreiten. Hanf, der aus industriellen Gründen oder zu Heilzwecken kultiviert wird, bietet für die Insekten daher keine Nektarquelle. Der Entomologiestudenten Colton O’Brien von der Colorado State University in Fort Collins bemerkte allerdings bei einer einmonatigen Felduntersuchung im August 2016 dass trotz des fehlenden Nektars jede Menge Bienen unterschiedlicher Art in den zu experimentellen Zwecken gepflanzten Hanfparzellen auftauchten um Blütenpollen zu ernten.
Auch bei uns in Deutschland gibt es Nutzhanffelder. Über die Pollennutzung durch Bestäuber ist mir nichts bekannt. Ich werde diese Informationen schnellstmöglich ergänzen.
Studie über Bienen in Cannabisfeldern
Am 11. November berichtete O`Brien auf dem jährlichen Entomologen Treffen (Entomology 2018) über seine Beobachtungen im Hanffeld. Vermutlich handelt es sich um die erste Studie über Bienen auf Cannabisfelder.
Der Pollen wird von den Bienen benötigt, um damit den eigenen Nachwuchs zu füttern. Während der Felduntersuchung blühten in der näheren Umgebung nicht allzuviele andere Blütenpflanzen. Möglicherweise könnten zukünftig kommerziell genutzte Hanfplantagen den Bestäubern in stressigen Zeiten als zusätzliche Nahrungsquelle dienen vermutet der Forscher. Während seiner Boebachtung fing er große Hummeln, winzige metallgrüne Solitärbienen und viele andere Bienenarten, die in den reichhaltigen grüngelben Pollennestern der männlichen Blütenpflanzen herumkletterten.
„Man geht durch Felder und hört überall Summen“, berichtete O’Brien.
Pestizide und Chemikalien im Hanfanbau
Während Hanfkulturen bislang keinerlei Chemikalien benötigen, um Schädlinge abzuhalten, dürfte die Ausweitung des industriellen Hanfanbaus zukünftig weitere Probleme mit sich bringen. Landwirtschaftsexperten sagen voraus, dass ab einem gewissen Punkt Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen erforderlich sein werden. Wobei immer noch nicht klar ist, welche Insekten überhaupt eine Bedrohung für Hanf darstellen könnten. Wissenschaftler fordern vorrausschauend dazu auf, neue Schädlingsbekämpfungsstrategien für Hanffelder zu entwickeln, um die Bienengesundheit durch den Einsatz von Chemie nicht weiter zu gefährden.
Hanfnutzen für die Bienengesundheit
Die Gesundheit von Insekten und vieler Widlbienenarten wurde durch unterschiedliche Einflüsse (Pestizide usw.) in den letzten Jahren immer weiter bedroht. Ungefähr seit dem Jahre 2006 melden Imker vemehrt dramatische Verluste von Honigbienenvölkern, die jeden Winter durchschnittlich ungefähr 30-40% betragen können.
Hanf blüht erst im Spätsommer, wenn die Bienen ihren Wintervorrat sammeln. In dieser Zeit sind die Bienen normalerweise gestresst, da vor dem Winter nur noch wenige Futtermöglichkeiten zur Verfügung stehen.
Zu konkretem Nährstoffnutzen und einer eventuelle Heilwirkung von Hanfpollen auf die Larvengesundheit wurden bislang keine weiteren Details veröffentlicht. Möglicherweise kann Hanf mit seinen heilsamen Eigenschaften dazu beitragen, die Bienengesundheit wieder zu stärken. Die durchgeführte Studie, hat immerhin ergeben dass die Bestäuber von der sogenannten Wunderpflanze Hanf sehr angetan gewesen sind.
Davon abgesehen ist Hanf tatsächlich eine der nachhaltigsten Pflanzen, die von uns Menschen angebaut werden kann. Wissenschaftler haben unter anderem festgestellt, dass Hanf sogar die Bodengesundheit von kargen Böden durch einen Prozess namens Phytoremediation verbessern kann. Außerdem ist Hanf äußerst schädlingsresistent und für die unterschiedlichsten Klimaregionen geeignet. Er wächst sehr schnell und für seine Fasern und Samen gibt es unzählige Verwendungsmöglichkeiten.
Quellenangaben:
O`Briens Veröffentlichung zur Bienengesundheit in Hanffeldern