Imkern

Imkerbesuch im Kaukasus

Kaukasische Biene.

Über verwandtschaftliche Beziehungen haben wir kürzlich einen Imker im Kaukasus besucht und ihm dabei einige grundlegende Fragen gestellt.

Guten Tag.

Strastwudje!

1. Wann haben Sie angefangen sich für das Imkern zu interessieren? Wie lange sind Sie schon als Imker tätig?

Angefangen habe ich so: Eine bekannte Imkerfamilie hat mir zwei Bienenfamilien geschenkt. Seit dem arbeite ich mit den Bienen. Das ist jetzt schon seit mehr als 10 Jahren so.

2. Warum haben Sie die Themen Bienen und ihr Lebenszyklus interessiert?

Für mich ist es interessant die Bienen und ihr Leben zu beobachten. Der Ablauf ist sehr genau und jeder Situation angemessen. Manchmal mache ich mir einfach eine Tasse Tee und setze mich zu den Bienenstöcken. So kann ich die Tiere stundenlang beobachten und mich seelich und körperlich erholen.
Die Bienen haben eine eigene Hierarchie und alle Prozesse sind sehr genau aufeinander abgestimmt. Ein Ei wird zum Beispiel genau in 3 Tagen zu einer Larve. Nach 7 Tagen schließt sich diese Larve und nach 21 Tage wird sie dann zur Biene. Die Königin jedoch wird schon nach 11 Tagen geboren, weil sie das Gelee Royal als Nahrung bekommt. Die Drohnen brauchen dann am längsten Zeit und werden erst nach 24 Tagen fertig. Danach wird es wieder zyklisch: zu Beginn macht die Biene diese Hausarbeit und kümmert sich um die Larven. Wenn sie etwas gewachsen ist und ihr Gift stärker wird, wird sie zur Wachbiene. Zu diesem Zeitpunkt kann sie ausfliegen und Pollen sammeln. Die Königin kontrolliert das Leben in der Familie. Sie reagiert auf Temperaturänderungen, Feuchtigkeitsschwankungen und stellt auch die Menge der benötigten Eier bereit. Von ihr ist die gesamte Kraft der Familie abhängig.

3. Gibt es in Ihrer näherer Umgebung noch andere Imker oder sind Sie hier die Ausnahme?

Bienen benötigen viel harte Arbeit. Deswegen sind Imker normalerweise nur Leute, welche die Bienen wirklich lieben. Unter meinen Bekannten sind mehrere Besitzer von Bienenvölkern für “die Seele und das Herz”. Ich bin also nicht allein in meiner Gegend. Einer meiner Freunde hält seine Bienen auch aus wirtschaftlichen Gründen. Er produziert viel Honig für den Verkauf.

4. Haben Sie eine Idee, wie weit die Bienen zum Sammeln fliegen?

Meine Bienen können ca. 8-10 km am Stück fliegen. Durchschnittlich sind das ca. 6 km. Es ist immer davon abhängig, wie weit entfernt sie etwas finden, was gerade besonders gut schmeckt. Während des Fluges wird der Bienenhonig fermentiert. Das heißt, je weiter eine Biene fliegt um den Polen zu sammeln, desto stärker wird der Honig fermentiert.

5. Welche Bienenart eignet sich besonders für das anspruchsvolle Klima im Kaukasus?

Bei uns gibt es: „Karpatische“ Bienen (die Familien entwickeln sich sehr schnell und gut). Außerdem die polnische Art „Krainka“ (ich habe diese Art derzeit nicht, weil sie für mich nicht besonders gut ist), „Georgische“ Bienen (nicht sehr gut in der Entwicklung, aber sie bringen sehr viel Honig, weil die Bienen einen längeren Saugrüssel haben und damit auch Nektar von komplexeren Blüten sammeln können). Außerdem gibt es hier die Deutsche Art „Karnika“ (In letzter Zeit werden diese Bienen hier in der Region beliebter, weil dieses Volk sich sehr gut entwickelt und sehr viel Honig einbringt). Außerdem habe ich die „mittelrussische“ Art gehabt. Leider leben sich diese Bienen hier im Kaukasus nicht gut ein, obwohl sie auch eine sehr produktive und gute Art ist. Eine Besonderheit an diesen Bienen ist, dass sie sehr schnell wütend werden können und einen Anzug erfordern, während man mit ihnen arbeitet. Mit allen anderen Bienen arbeite ich sonst oberkörperfrei und trage nur meine Hosen.

6. Welche Pflanzenpollen werden primär gesammelt?

Manche Leute bringen ihre Bienen extra zu speziellen Plätzen, wo bestimmte Pflanzen wachsen. Wenn die Akazien blühen fahren sie dorthin um ihre Bienenstöcke aufzustellen damit sie dann reinen Akazienhonig machen. Oder sie bringen die Bienen zu den Buchweizenblüten. So bekommen die Imker reine sehr hochwertige Honiggeschmäcke. Ich fahre meine Bienen nirgendwohin. Deswegen sammeln sie den Nektar von allem, was hier in der Gegend wächst – das sind meistens Kastanien, Feldblumen, Gartenbäume, Büsche und Blumen.

7. Inwieweit wirkt sich die Zusammensetzung auf den Geschmack des Honigs aus?

Der Geschmack vom Honig ist von der dominierten Pflanze anhängig. Wenn zum Beispiel die Klette blüht, wird der Honig einen besonderen Geschmack haben und von der Farbe her fast grün sein. Lecker ist auch der Honig, der gesammelt wird, wenn die Wolfsmilch blüht, obwohl Bienen das nicht so oft machen. Dieser Honig ist besonders dunkel, fast schwarz. Mein Mischhonig ist auch sehr lecker und schmeckt in den Nuancen immer etwas anders.

8. Welche Erfahrungen haben Sie in all den Jahren mit der Imkerei gemacht?

Imkerei ist für mich ein Hobby. Oft benötige ich selbst jemanden, der Erfahrung damit hat. Dafür frage ich Profis nach. Aus meiner persönlicher Erfahrung kann ich nur sagen, dass Bienen viel Beobachtung und viel Pflege benötigen. Das sollte man wirklich nicht unterschätzen.

9. Hat sich das Klima für die Bienen verändert bzw. hat sich ihre Lebensgrundlage in den letzten Jahren verändert?

Das Klima ist insgesamt wärmer geworden, wenn wir uns die warmen Winter der letzten Jahre anschauen. Gleichzeitig aber ist der Sommer viel kälter geworden. Hier ähnelt er mehr dem Frühling. Es ist kalt und nass. Das verkürzt die Periode, wenn die Bienen den Honig sammeln können. In diesem Jahr konnte ich den ersten Honig erst im August bekommen. Der ganze Sommer war kalt und regnerisch und erst viel später haben die Bäume und Büsche geblüht und zwar fast alle gleichzeitig, so daß die Bienen nur eine sehr kurze Zeit für Ihre Sammelflüge hatten. Auch durch das frühe Tauwetter während des Winters (manchmal wird es bis +15..+20 Grad Celsius warm) wachen die Bienen früh auf und fliegen aus den Bienenstöcken raus. Wenn sich so eine Biene auf den Schnee setzt, wird sie schneller krank und kommt oft gar nicht zurück in den Bienenstock. Die Königinnen fangen schon an Eier zu legen. Dann wird es plötzlich wieder ganz kalt. Das alles beeinflusst das Leben der Bienenfamilie sehr negativ.

10. Gibt es Besonderheiten bei Ihren Bienenvölkern?

Ich habe gleichzeitig mehrere Arten von Bienen deswegen kann nicht allzuviel über eine bestimmte Art sagen. Die Bienen mischen sich einfach und werden zu einer neuen “gemischten”Familie. Wenn man eine Bienenart züchten möchte, darf es im Umkreis von 16-18 km keine andere Bienen geben. Die Entwicklung jedes Bienenvolks läuft sehr individuell ab. Vieles ist ist von der Königin abhängig. Wenn die Königin den Bienen nicht gefällt, ersetzen sie diese einfach. Auch wir Imker ersetzen die Königinnen, weil diese immer älter werden. Manche Bekannte tauschen die Königinnen jedes Jahr aus. Ich bin da milder und mache das nur einmal in drei Jahren.

11. Das Bienensterben ist allgemein ein sehr großes und bedauerliches Thema geworden. Wie wirkt sich das auf Ihre Kolonien aus?

Dieses Problem ist auch hier bei uns im Kaukasus bekannt. Sehr viele Bienen sterben. Königinnen fliegen weg. Arbeitsbienen finden den Weg zurück nicht mehr und verschwinden in der weiten Landschaft. Es ist schon oft passiert, dass eine Familie einfach langsam nach und nach aus dem Bienenstock verschwindet und es nicht klar ist, wohin alle diese Bienen plötzlich verschwunden sind während die Königin an ihrem Platz geblieben ist. Meiner Beobachtung nach, haben die Mobilefunkmasten einen sehr negativen Einfluss auf die Bienen. Die Probleme sind immer dort am häufigsten, wo diese Masten stehen. Natürlich tuen auch die Pestizide, Milben und Viren ihren Beitrag zum Bienensterben. Manche Imker verlieren dadurch in Kürze alle ihre Bienen. Gleichzeitig werden jedoch die Mittel gegen diese Viren immer weniger effektiv. Die Rettung der Bienenvölker ist also noch nicht entschieden.

12. Weshalb haben Sie trotz Ihrer Verluste nie daran gedacht mit dem Imkern aufzuhören?

Ich mag den Geruch und Summen wenn ich einen Stock öffne. Die Ordnung in der Bienenwelt. Das alles beruhigt mich sehr. Die Bienen haben eine sehr große Bedeutung für mich gewonnen.

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Eine typische Hochgebirgslandschaft im Kaukasus.
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Die Ortschaft „unseres“ Imkers.
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Pferde in der Nähe der Bienenstöcke.
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Ein Flusstal mit einigen Obstbäumen, die regelmässig von den Imkerbienenvölkern bestäubt werden.
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Eine Hummel bei der Futtersuche im Garten.
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Bienenwabe mit kaukasischen Bienen.
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Blick zwischen die Bienenwaben.
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Einige Bienenstöcke im Spätsommer.
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Kaukasische Bienen auf einer Wabe. Einige Bienen werden für eine genauere Untersuchung und Widererkennung markiert. Hier im Bild z.B. die Biene mit der Nummer 63.
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